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Info über Audiotherapie

Eine nicht erkannte, weil nicht erforschte Anzahl Schüler hat Lernschwierigkeiten, weil sie Gehörtes nicht effektiv und schnell verarbeiten können. So fällt es ihnen schwer, sich auf die Stimme ihres Lehrers zu konzentrieren, sie lassen sich von vielen Geräuschen ablenken, können schlecht oder nicht mehrere aufeinander folgende Arbeits-anweisungen behalten und sind generell langsam in der Bearbeitung von Aufgaben. Vorwurfsvolle Ausrufe wie: "Kannst Du denn nicht hören?!" oder "Du hast ja eine lange Leitung!" bezeichnen somit häufig eine zugrunde liegende Schwäche in der Verarbeitung von Gehörtem. Aktuelle Forschungsergebnisse aus den USA (Galaburda, Tallal, Merzenich) weisen darauf hin, dass viele Kinder mit Sprachproblemen eine grundlegende Schwierigkeit haben, vor allem die schnell wechselnden Laute der gesprochenen Sprache aufzufassen und zu unterscheiden.

Mögliche Ursachen
Was ein Kind nicht richtig hören kann, kann es auch nicht richtig sprechen und schreiben. Für viele Kinder mit Zentral Auditiven Verarbeitungsstörungen trifft zu, dass sie in der Kindheit spät sprechen gelernt haben. Doch auch wenn der Spracherwerb rechtzeitig erfolgte, können wichtige Phasen, z.B. die detaillierte Analyse der Laute, die für Lesen und Schreiben von größter Bedeutung sind, ausgelassen worden sein. Das Kind kann dann den Unterschied zwischen ähnlichen oder zusammengesetzten Lau-ten wie p und b, ng und nk nicht heraushören. Wenn diese Laute sich für das Kind gleich anhören, so nimmt es folgerichtig an, dass sie auch gleich geschrieben werden.
Häufige Hals-, Nasen- und Ohrenentzündungen in der frühen Kindheit, die zu vorübergehenden Höreinschränkungen führen, können die Ausbildung solcher Lautunter-scheidungsfähigkeiten stark beeinträchtigt haben. Auch mangelhafte auditive Anregung oder sogar eine ständige laute Geräuschkulisse kann die Fähigkeit, genau hinzu-hören, einschränken. Nicht nur zu wenig zu hören, sondern auch zu viel zu hören (Hyperakusis), stellt für manche Kinder ein Problem dar. Zu viel hören bedeutet, dass ein Kind nicht in der Lage ist, Nebengeräusche wegzufiltern bzw. zu ignorieren. Zu leicht lässt es sich von jedem Geräusch ablenken. Das kann tief greifende Auswirkungen auf sein Lernen und Verhalten haben. Wer bevorzugt mit dem linken Ohr hört oder kein eindeutig bevorzugtes Ohr hat, verarbeitet Sprache und Laute nicht so effektiv und schnell. Laute, die vom rechten Ohr gehört werden, werden auf schnellstem Wege zum Hauptsprachzentrum in der linken Gehirnhälfte weitergeleitet. Dagegen werden die Laute, die vom linken Ohr gehört werden, zunächst zum Untersprachzentrum in der rechten Gehirnhälfte, und dann erst zur Verarbeitung in die linke Hälfte weitergeleitet. Das bedeutet eine messbare Verzögerung. Der dänische Legasthenieforscher Dr. Kjeld Johansen hat einen signifikanten Zusammenhang zwischen links-ohrigem Hören und Legasthenie festgestellt. Bei einem Kind, das kein bevorzugtes Ohr hat, kann es geschehen, dass Laute oder Silben in einer anderen Reihenfolge das Gehirn erreichen als der, die sie im Wort haben. So wird z.B. das Wort Generation als Negeration gehört und auch geschrieben. 

Symptome, die auf Hörprobleme hindeuten
- Kurze Aufmerksamkeitsspanne
- Ablenkbarkeit
- Überempfindlichkeit Geräuschen gegenüber
- Missverstehen von Fragen
- Verwechslung ähnlich klingender Wörter
- Probleme, längere Arbeitsanweisungen zu verstehen und umzusetzen
- Flache und monotone Stimme
- zögerndes Sprechen
- Schwierigkeiten, beim Singen die Melodie zu halten
- Verwechslung oder Verdrehung von Buchstaben
- Schlechtes Leseverstehen
- Viele Rechtschreibfehler
- Hörverzögerungen

Hörtraining 
Durch eine verbesserte Hörfähigkeit gelingt es dem Kind, sich auf Höreindrücke leichter zu konzentrieren. Es kann die gehörte Sprache besser verstehen, sich längere Sätze besser merken, Laute sicherer voneinander unterscheiden. Dies führt zu einem erfolgreicheren Spracherwerb und zu einem gelingenderen Lese- und Schreibprozess. Daher kann ein geeignetes Hörtraining nicht nur bei Legasthenie sinnvoll sein, sondern auch bei Zentral Auditiven Verarbeitungsstörungen und Sprachentwicklungs-störungen. Für viele Logopäden gehört ein Hörtraining deshalb heute zu einer sinnvollen logopädischen Therapie. (Text mitgeteilt von Bernhard Prechter, 8032 Zürich)

 

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