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Info über Imagination, imaginative Therapien

Die Psychodynamisch Imaginative Trauma Therapie (PITT) nach Luise Reddemann ist eine tiefenpsychologisch-psychodynamische Kurzzeitpsychotherapie. Sie wird insbesondere in der Arbeit mit Trauma-Patienten im stationären Rahmen eingesetzt. Die PITT setzt verstärkt bei den Ressourcen der Patienten an, wobei sie die ge-steuerte Spaltung (Dissoziation) als therapeutisches Instrument nutzt.Die Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie ist eine Antwort auf die in der psychoanalytischen Arbeit mit Traumapatienten beobachteten Schwierigkeiten: einerseits die massiven Gefühlsüberflutungen und damit zusammenhängenden Gefühls-Abspaltung, anderer-seits die daraus entstehenden Übertragungs- und Gegenübertragungs-Konflikte, sowie die von vielen Psychoanalytikern geforderte sehr lange Therapie-Dauer.

Grundlegend ist die Ich-Psychologie und die Objektbeziehungstheorie. Traumatische Erfahrungen werden als Gedächtnisspur behalten. Dabei ist die Art des Erinnerten und dessen Grad an Bewusstsein stark von dem Entwicklungsstand zur Zeit der Erfahrung abhängig. Überwältigende Gefühle werden abgespalten (Dissoziation). Frühe Beziehungsmuster werden verinnerlicht (Introjektion) und in aktuellen Beziehungen wieder erlebt. Abwehrmechanismen kontrollieren die Gefühle und verändern die Wahrnehmung anderer wie auch die Eigenwahrnehmung; sie unterdrücken innere Bedürfnisse und verhindern die befriedigende Teilnahme am Leben. PITT stärkt die Ressourcen. Reddemann regt den Patienten an, Spaltungsmechanismen bewusst anzuwenden, um sich über Selbstregulation vor negativen Affekten und Affektüber-flutung zu schützen. Sie meidet Deutung und Konfrontation. Sie würdigt die Abwehrmechanismen als notwendig und nutzt diese gezielt zur Stabilisierung. Das Ich betrachtet sie als „inneres Team“ verschiedener Persönlichkeitsanteile, die miteinander in Kontakt zu bringen sind. Die PITT hat spezielle Techniken für dissoziative Patienten entwickelt bzw. von anderen Therapieformen integriert, die eine kürzere Behandlungsdauer ermöglichen. Auf einer „inneren Bühne“ als imaginärem Raum für die bildhafte Vorstellung werden hilfreiche Bilder erzeugt. Der Patient bringt den verletzten inneren Anteil – meistens ein „inneres Kind“ – an einen guten, sicheren inneren Ort um ihn dort von immerwährend verfügbaren idealen Eltern und „hilfreichen Wesen“ versorgen und trösten zu lassen. Die in der Therapie gelernten Übungen kann der Patient später selbständig anwenden und damit Stress regulieren. Angewendet werden die Methoden in der Psychotraumatologie bei Posttraumatischer Belastungsstörung, Komplexer Posttraumatischer Belastungsstörung und bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Zur psychologischen Bedeutung von Märchen 

Es war einmal... Märchen beginnen mit einer problematischen Situation und zeigen, wie mit der Situation umgegangen wird und welche Prozesse durchlaufen werden müssen.

Märchenheld/in: Symbol für eine menschliche Haltung, die in dieser Situation angemessen wäre. Märchenhelden gehören oft zu den Ärmsten, Betrogenen, Unerfahrenen, Einfältigen oder sonstwie Benachteiligten. Gerade ihre Benachteiligung in der materiellen Welt ist ihre grosse Chance zur Individuation. Nur wer so wenig zu verlieren hat wie die Goldmarie, ist auch bereit in den Brunnen zu springen oder in die unbekannten Tiefen der Seele vorzudringen. Die Schwierigkeiten, denen die Märchenfigur begegnet und die sie bewältigt: Schwierigkeiten, die auch wir zu bewältigen haben, wenn das allgemeinmenschliche Problem, welches das Märchen anspricht, auch unser Problem ist.

Symbole - die Sprache der Märchen: Symbole in Märchen sind vieldeutig. Märchenmotive, die uns ansprechen, werden zu Symbolen für einen psychischen Zustand von uns selbst, den wir anders (mit Worten) vielleicht nicht fassen können. Mit dem Schweinejungen und der Prinzessin meint das Märchen Menschen überhaupt. Mit Krankheit meint es Leiden schlechthin. Mit der Errettung vor dem Tod durch den Drachen meint es Befreiung der Menschenseele aus Macht und Ohnmacht. Mit der Prinzessin meint es vielleicht das Reine, Gute, Erlösungsbedürftige. Mit dem Prinzen meint es aktive, geistige Kräfte.

Das Böse im Märchen: Unsere destruktive "böse" Natur, die anstelle unserer ursprünglichen Natur, der guten Mutter, getreten ist und uns an unserem Glück hindern will. Was wäre der Held ohne die Herausforderung des Bösen? Letzten Endes verdankt er gerade ihm sein Glück. Neue Fähigkeiten und Lösungen entwickeln sich oft aus der Not heraus.

Prinz und Prinzessin:  Jede hat ihren Prinzen, jeder hat seine Prinzessin - die gegengeschlechtliche Hälfte, die uns zur Ganzheit fehlt und oft auf Menschen des anderen Geschlechts projiziert wird, aber in uns selbst entwickelt werden will, damit die mystische Hochzeit, die Vereinigung der Gegensätze in der Seele stattfinden kann.

Der Weg zum Ziel:  Der Weg des Helden führt ihn zunächst oft in tiefste Not. Ziel ist die Ganzheit des Selbst, der unsterbliche Kern der Persönlichkeit. Dieses Ziel wird oft als Kostbarkeit mit magischer Kraft beschrieben, wie z.B. der Stein der Weisen, der Gral, die Wunschringe und andere Wunderdinge. In den Märchenhandlungen lassen sich Individuationsprozesse erkennen, d.h. den Weg, den der Mensch gehen muss, um zu seiner Selbstverwirklichung zu gelangen.

Nebenfiguren im Märchen: Persönlichkeitszüge der Hauptfigur. (Z.B. Held begegnet einer Hexe = Begegung mit seiner eigenen hexenhaften Seite.)

Moral im Märchen:  Viele Märchen haben einen moralisierenden Aspekt: "Sei bloss brav, geh nie vom Weg ab, hör auf deine Mutter..." Dies allerdings würde den eigenen Individuationsprozess verhindern, der fordert, dass wir uns von der Gebundenheit zu unseren Eltern lösen und uns mit allen unseren Persönlichkeitsaspekten auseinandersetzen, statt sie zu verdrängen.

Gefühle in Märchen: Gefühle werden kaum genannt, um Atmosphäre zu schaffen, sondern lediglich als Handlungselement. Die Figuren haben keine seelische Tiefe. Ihre Eigenschaften und Gefühle zeigen sich in ihren Handlungen. Darum ist es wichtig, beim Hören von Märchen, sich diese möglichst bildhaft vorzustellen. Märchen wirken in ihren Bildern, nicht mit Gefühlen. Die Figuren im Märchen haben weder eine Innenwelt noch eine Umwelt. Die Erzählweise ist flächenhaft, unmittelbar gegenwartsbezogen. Es wird nicht beschrieben, es wird nur genannt und gehandelt.

Die Zeit im Märchen: Die Dimension der Zeit fehlt. Zwar gibt es Alte und Junge, aber keine Alternden. Die Märchenfiguren können jahrzehntelang herumwandern und bleiben, wie die Figuren um sie herum, im Alter unverändert.

Märchen zeichnen das Extreme: 
vollkommen schön und gut oder vollkommen hässlich und böse
sehr arm oder sehr reich
sehr fleissig oder sehr faul 
das einzige Kind
der jüngste Sohn

Geschenke und Gaben im Märchen:  Das Märchen schenkt seinen Figuren nicht Dinge (Tischchen, Esel usw.) sondern Möglichkeiten. Die Gabe verwirklicht sich genau an dem Punkt, wo Held und Aufgabe zusammentreffen. Die Gaben dienen zur Bewältigung der entscheidenden Aufgaben, nicht zu dauerhaftem bequemem Gebrauch. Nur die Unhelden, z.B. die älteren Brüder, geben sich zufrieden, wenn sie einen Berg voll Silber oder Gold finden. Den Helden treibt es weiter.

Therapeutische Einzel-Arbeit mit Märchen: Zusammenhänge Lieblingsmärchen - eigenes Leben bewusst werden lassen. Das Märchen, so wie es in Erinnerung ist, aufschreiben. Situationen aus dem Lieblingsmärchen malen. Die Themen therapeutisch besprechen. Erinnertes Märchen mit dem Originaltext vergleichen: was wurde ausgelassen oder verändert und was könnte dies bedeuten? Sich in die verschieDnenen Figuren einfühlen, sie spielen, das Märchen aus ihrer Sicht erzählen. Alternative Verhaltensmöglichkeiten zu denen im Märchen finden. Das Märchen für sich selbst umschreiben. usw.

Sagen, Legenden, Mythen - im Unterschied zum Märchen: Mythen: Probleme des Menschseins und das Verständnis des Menschen im kosmischen Zusammenhang. Bindeglied zwischen dem Einzelnen und einem grösseren Ganzen. Die Symbole im Märchen beziehen sich auf menschennähere Prozesse, auf unsere individuellen Probleme, die zugleich auch kollektiv existierende Probleme sind. Sage: bedeutsames Geschehen und bedeutsame Gestalten, erlebnisbetont, sie stellt Fragen, lässt vieles offen. Legende: sie gibt Dingen ihren Sinn, bezieht sich auf einen Mittelpunkt, ein Dogam, gibt Antwort, wirkt klärend.

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