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Info über Träume in der Therapie

Traumarbeit, Märchen, Imagination. 
Märchen, Träume und Imaginationen sind wichtige Aspekte in Therapie und Beratung. Siehe auch Traumarbeit

Zur psychologischen Bedeutung von Märchen 

Es war einmal... 
Märchen beginnen mit einer problematischen Situation und zeigen, wie mit der Situation umgegangen wird und welche Prozesse durchlaufen werden müssen.

Märchenheld/in: 
Symbol für eine menschliche Haltung, die in dieser Situation angemessen wäre. Märchenhelden gehören oft zu den Aermsten, Betrogenen, Unerfahrenen, Einfältigen oder sonstwie Benachteiligten. Gerade ihre Benachteiligung in der materiellen Welt ist ihre grosse Chance zur Individuation. Nur wer so wenig zu verlieren hat wie die Gold-marie, ist auch bereit in den Brunnen zu springen oder in die unbekannten Tiefen der Seele vorzudringen. Die Schwierigkeiten, denen die Märchenfigur begegnet und die sie bewältigt: Schwierigkeiten, die auch wir zu bewältigen haben, wenn das allgemein menschliche Problem, welches das Märchen anspricht, auch unser Problem ist.

Symbole - die Sprache der Märchen: 
Symbole in Märchen sind vieldeutig. Märchenmotive, die uns ansprechen, werden zu Symbolen für einen psychischen Zustand von uns selbst, den wir anders (mit Worten) vielleicht nicht fassen können. Mit dem Schweinejungen und der Prinzessin meint das Märchen Menschen überhaupt. Mit Krankheit meint es Leiden schlechthin. Mit der Errettung vor dem Tod durch den Drachen meint es Befreiung der Menschenseele aus Macht und Ohnmacht. Mit der Prinzessin meint es vielleicht das Reine, Gute, Erlösungsbedürftige. Mit dem Prinzen meint es aktive, geistige Kräfte.

das Böse im Märchen:
Unsere destruktive "böse" Natur, die anstelle unserer ursprünglichen Natur, der guten Mutter, getreten ist und uns an unserem Glück hindern will. Was wäre der Held ohne die Herausforderung des Bösen? Letzten Endes verdankt er gerade ihm sein Glück. Neue Fähigkeiten und Lösungen entwickeln sich oft aus der Not heraus.

Prinz und Prinzessin:
Jede hat ihren Prinzen, jeder hat seine Prinzessin - die gegengeschlechtliche Hälfte, die uns zur Ganzheit fehlt und oft auf Menschen des anderen Geschlechts projiziert wird, aber in uns selbst entwickelt werden will, damit die mystische Hochzeit, die Vereinigung der Gegensätze in der Seele stattfinden kann.

Der Weg zum Ziel:
Der Weg des Helden führt ihn zunächst oft in tiefste Not. Ziel ist die Ganzheit des Selbst, der unsterbliche Kern der Persönlichkeit. Dieses Ziel wird oft als Kostbarkeit mit magischer Kraft beschrieben, wie z.B. der Stein der Weisen, der Gral, die Wunschringe und andere Wunderdinge. In den Märchenhandlungen lassen sich Individuations-prozesse erkennen, d.h. den Weg, den der Mensch gehen muss, um zu seiner Selbstverwirklichung zu gelangen.

Nebenfiguren im Märchen:
Persönlichkeitszüge der Hauptfigur. (Z.B. Held begegnet einer Hexe = Begegung mit seiner eigenen hexenhaften Seite.)

Moral im Märchen:
Viele Märchen haben einen moralisierenden Aspekt: "Sei bloss brav, geh nie vom Weg ab, hör auf deine Mutter..." Dies allerdings würde den eigenen Individuationsprozess verhindern, der fordert, dass wir uns von der Gebundenheit zu unseren Eltern lösen und uns mit allen unseren Persönlichkeitsaspekten auseinandersetzen, statt sie zu verdrängen.

Gefühle in Märchen:
Gefühle werden kaum genannt, um Atmosphäre zu schaffen, sondern lediglich als Handlungselement. Die Figuren haben keine seelische Tiefe. Ihre Eigenschaften und Gefühle zeigen sich in ihren Handlungen. Darum ist es wichtig, beim Hören von Märchen, sich diese möglichst bildhaft vorzustellen. Märchen wirken in ihren Bildern, nicht mit Gefühlen. Die Figuren im Märchen haben weder eine Innenwelt noch eine Umwelt. Die Erzählweise ist flächenhaft, unmittelbar gegenwartsbezogen. Es wird nicht beschrieben, es wird nur genannt und gehandelt.

Die Zeit im Märchen:
Die Dimension der Zeit fehlt. Zwar gibt es Alte und Junge, aber keine Alternden. Die Märchenfiguren können jahrzehntelang herumwandern und bleiben, wie die Figuren um sie herum, im Alter unverändert.

Märchen zeichnen das Extreme:
vollkommen schön und gut oder vollkommen hässlich und böse
sehr arm oder sehr reich
sehr fleissig oder sehr faul 
das einzige Kind
der jüngste Sohn

Geschenke und Gaben im Märchen:
Das Märchen schenkt seinen Figuren nicht Dinge (Tischchen, Esel usw.) sondern Möglichkeiten. Die Gabe verwirklicht sich genau an dem Punkt, wo Held und Aufgabe zusammentreffen. Die Gaben dienen zur Bewältigung der entscheidenden Aufgaben, nicht zu dauerhaftem bequemem Gebrauch. Nur die Unhelden, z.B. die älteren Brüder, geben sich zufrieden, wenn sie einen Berg voll Silber oder Gold finden. Den Helden treibt es weiter.

Therapeutische Einzel-Arbeit mit Märchen:
Zusammenhänge Lieblingsmärchen - eigenes Leben bewusst werden lassen. Das Märchen, so wie es in Erinnerung ist, aufschreiben. Situationen aus dem Lieblingsmärchen malen. Die Themen therapeutisch besprechen. Erinnertes Märchen mit dem Originaltext vergleichen: was wurde ausgelassen oder verändert und was könnte dies bedeuten? Sich in die verschienenen Figuren einfühlen, sie spielen, das Märchen aus ihrer Sicht erzählen. Alternative Verhaltensmöglichkeiten zu denen im Märchen finden. Das Märchen für sich selbst umschreiben. usw.

Sagen, Legenden, Mythen - im Unterschied zum Märchen: 
Mythen: Probleme des Menschseins und das Verständnis des Menschen im kosmischen Zusammenhang. Bindeglied zwischen dem Einzelnen und einem grösseren Ganzen. Die Symbole im Märchen beziehen sich auf menschennähere Prozesse, auf unsere individuellen Probleme, die zugleich auch kollektiv existierende Probleme sind. 
Sage: bedeutsames Geschehen und bedeutsame Gestalten, erlebnisbetont, sie stellt Fragen, lässt vieles offen  
Legende: sie gibt Dingen ihren Sinn, bezieht sich auf einen Mittelpunkt, ein Dogam, gibt Antwort, wirkt klärend.

 

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